Das ist ein sehr gutes Thema, zu dem ich gerne auch etwas sagen möchte:
Ich dachte immer, achtsam bedeutet, zu schauen dass mein Umfeld in Ordnung ist.
Dass es allen gut geht, damit es mir gut gehen kann.
Dass ich für alle da bin, mir sorgen und Gedanken mache, wie es anderen besser gehen kann und wie ich mich daran beteiligen kann.
Ich habe mir immer gewünscht, dass es denjenigen gut geht, die mir am nächsten sind.
Daher fand ich es immer in Ordnung, mich hinten anzustellen, damit ich da sein kann für jeden, der mich braucht (und das waren oft ganz schön viele)
Ich habe versucht, jeden so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte und oft zurück gesteckt.
Ich dachte immer, das bedeutet achtsam zu sein. Zu respektieren, sich zu kümmern, zu helfen, da sein, alles bedingungslos zu geben, was man kann.
Jetzt stelle ich fest: wenn ich nicht zuallererst mich so behandle, wie ich gerne von anderen behandelt werden möchte, dann tut das leider kein Außenstehender.
Nun erlebe ich seit Monaten eine sehr turbulente Zeit, versuche überall wie immer alles zu geben, vor allem nicht aufzugeben und habe in all den Jahren vergessen, auf mich zu hören.
In der heutigen Zeit mit Selbstoptimierung, immer größer, besser und perfekter zu sein als alle andern, mehr zu erleben, mehr erzählen zu können, mehr von allem ist es nicht einfach, etwas zurück zu stellen, auf sich zu hören und sich vor allem nicht vergleichen zu wollen.
Wenn man mal an einem Punkt ist, an dem man sagen muss: stop, es ist zu viel und ich kann nicht mehr! Hat man sich selbst vergessen, so wie ich, hat man Achtsamkeit nicht begriffen, so wie ich, und musste es hart und bitter lernen, was es bedeutet nicht auf sich aufzupassen.
Nun finde ich nämlich, achtsam bedeutet zunächst, auf sich aufzupassen, Dinge zu hinterfragen ob sie gut für einen sind und vor allem zu lernen, aus Respekt sich selbst gegenüber, auch mal„nein“ zu sagen, glasklare Grenzen zu ziehen, bestimmt aber sanft dem Umfeld gegenüber. Sich selbst wichtig zu nehmen und vor allem sich anzunehmen, wie man ist. Sich selbst gut genug sein und wahrzunehmen. Geduldig(er) mit sich selbst zu werden und zu akzeptieren, dass es vielleicht immer jemanden geben wird, der besser ist (oder meint, besser zu sein). Und eben akzeptieren, dass man selbst nicht alles in der Hand hat, egal wie gut man plant und egal wie sehr man sich anstrengt, alles unter Kontrolle zu halten und egal, wie viel sorgen man sich um die Zukunft macht.
Ist es nicht so, dass es einem selbst erst gut gehen muss, damit man helfen und unterstützen kann, damit es anderen auch (wieder) gut geht?
Und sollten wir dann nicht alle einfach aufhören, uns zu vergleichen und selbst unsere größten Kritiker zu sein?
Und vor allem sollte wir aufhören, nur weil wir selbst nicht zufrieden mit uns sind (und das ist den meisten nicht bewusst) andere Menschen auf ihre Fehler hinzuweisen, ohne zu merken, dass der „Müllhaufen“ vor einem selbst gigantisch ist...so wie auch Uli geschrieben hat, denn das denke ich auch: wir nörgeln und kritisieren und meckern ohne uns zu fragen, was mit uns selbst nicht in Ordnung ist, dass es uns so sehr stört, was andere machen, dass jemand anderes die Kontrolle über uns und unsere Gefühle hat, sich darüber aufzuregen... damit beginnen negative Gedanken. Die ich nur zu gut von mir kenne.
Wäre man achtsam sich selbst gegenüber, würde man merken, dass man an sich selbst arbeiten sollte, sich selbst fragen muss, warum etwas uns so sehr „an die Nieren“ geht oder was man tun sollte, um toleranter dem gegenüber zu werden. Denn ich denke, wer in seiner Mitte ist, dem können Kleinigkeiten eigentlich nichts ausmachen
Heutzutage ist es natürlich nicht einfach, sich dem zustellen, vielleicht auch oft schmerzhaft, aber ich bin mir sicher, der Weg lohnt sich, hinzuschauen, bei sich aufzuräumen und diejenige Person zu werden, der man selbst gerne begegnen möchte, weil man auf sich acht gibt.
Puh. So viel von mir.